An welchem Tag das Vokalensemble der Marienschule zum ersten Mal geprobt hat, weiß heute kurioserweise niemand mehr. Es muss ein Tag im Jahr 1988 oder 1989 gewesen sein, als man sich als geradezu verschworenes Grüppchen mit Chorleiter Günter Kunert in der heutigen Abstellkammer des Klostergartens traf. Damals hätte wohl niemand geahnt, was daraus erwachsen würde, welche Auftritte, Begegnungen und Reisen folgen würden. Offenbar haben die gesanglichen und zwischenmenschlichen Erlebnisse einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, so dass sich rund 30 Jahre nach der Gründung am vergangenen Samstag 15 Ehemalige mit dem heutigen Schulleiter in der Marienschule getroffen haben. Auch Sängerinnen und Sänger der ersten Stunde waren gekommen.

Organisiert hatte das Treffen Ensemble-Mitglied Brit Withöft, geborene Diekmann, aus dem Abitur-Jahrgang 1994. „So viele wie dieses Mal waren wir noch nie“, freute sie sich. Obwohl sich einige seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen hatten, herrschte schnell eine ebenso vertraute wie lockere Atmosphäre. Nach Kaffee, Brötchen und Gebäck sowie zahlreichen persönlichen Gesprächen im Trakt des ehemaligen Tagesinternats und einigen nostalgischen Klassenraumbesichtigungen ging es in den „neuen“ Musikraum mit der Original-Bestuhlung aus den späten 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Schnell stellte sich die gewohnte Arbeitsatmosphäre ein. Die Ensemble-Veteranen probten mit anfänglichem Respekt aber zunehmender Sicherheit lang vertraute Stücke wie „Locus Iste“, „Alta Trinitia“ oder „Richte mich Gott“. Nach kaum mehr als einer Stunde ging es zur Generalprobe in die Kirche. Zur Vesper um 18 Uhr kamen nicht nur Angehörige, sondern auch einige Schüler.

Schwester Carola leitete die Vesper und gönnte dem Chor einen anhaltenden Applaus nach dem letzten Stück „Abschied vom Walde“ sowie der Zugabe „Der Mond ist aufgegangen“. Sichtbar ergriffen lobte sie die Sängerinnen und Sänger für ihre Leistung und die Stimmen, „die auch nach 30 Jahren noch so klingen wie früher“ und freute sich über diese besondere Zusammenkunft.

Die Ehemaligen trafen sich anschließend noch mit ihrem Chorleiter zum geselligen Beisammensein im Restaurant am Bültmannshof. Es gab viel zu erzählen und vor allem Organisatorin Brit Withöft überraschte mit ihrem umfangreichen Archiv, das einige Erinnerungen auffrischte. Sogar mit Zeitungsartikeln und den russischen Liedtexten vom Auftritt beim Rachmaninov-Festival in Nowgorod 1993 konnte sie aufwarten. Vor allem galt es aber, das nächste Treffen zu organisieren. Denn darüber waren sich alle einig: Das Vokalensemble muss schnellst möglich wieder zusammenkommen.

Text: Thomas Zapp, Abiturjahrgang 1992

Von Published On: 14. September 2019Kategorien: KulturprogrammSchlagwörter: