Wir verabschieden uns heute von unserer Mitschwester S. Liutgera,
geb. Ursula Matschke.
Sie war ein Konventsmitglied mit ausgeprägten Begabungen und Neigungen.
Sie entstammte einer schlesischen landwirtschaftsorientierten Familie, Ihr Vater verwaltete die großen Güter der oberschlesischen Adelsfamilie Ballestrem im Kreis Münsterberg.
Von daher war ihre Beziehung zur Landwirtschaft in ihrer Biographie solide verankert. Die Beziehung zu und das Interesse an Grund und Boden mit dem dazu passenden Verantwortungs-Bewusstsein zeichnete sie lebenslang aus. Vor diesem Hintergrund war ihr jahrelanger Einsatz für ihren sog. Bauerngarten verständlich und wurde trotz des hohen Zeitaufwandes im Sommer oft bis in die späten Abendstunden akzeptiert und wertgeschätzt. Mit welchem Stolz präsentierte sie uns immer wieder besonders gut geratene Früchte! Sie entwickelte sorgfältig immer wieder neues Saatgut und kümmerte sich um dessen Qualitäts-Zuwachs.
Im Hauptberuf war sie Gymnasial- Lehrerin an der Marienschule für die Fächer Deutsch und Geschichte, deren Studium sie zunächst in München begonnen hatte, nach dem Eintritt in unseren Konvent in Münster fortsetzte und dort mit akademischem Abschluss absolvierte; als die Marienschule ihr Bildungs-Angebot erweiterte, um Realschulabsolventen/innen die uneingeschränkte Hochschulreife zu ermöglichen, konnten große WISO- Klassen Jahr für Jahr mit diesen Fächern zum Abitur geführt werden; das bedeutete für S. Liutgera : Jahr für Jahr Abitur-Themen und -Prüfungen zu entwickeln und gestalten. Dieses Bildungs-Angebot war nach der Einführung der Koedukation besonders für Jungen attraktiv; die Nachfrage nach Plätzen war immer stärker als die Aufnahme-Kapazität und das Ergebnis-Niveau respektabel.
Da ihr persönliches Leistungsniveau dabei immer stärker stieg, wurde sie zur Studiendirektorin befördert und hatte dadurch wachsenden Einfluss auf das Gesamt-Profil der Marienschule. Außer dem fachlichen Gewicht trug sie zum pädagogischen Profil unübersehbar bei. Sie war als Lehrerin besonders geschätzt wegen ihrer Gerechtigkeit bei Leistungsbeurteilungen und ihres weiten Wissenshorizontes.-
Bis zum Eintritt in den Ruhestand leistete sie Ihren Dienst ungekürzt mit der normalen Wo.Std.Zahl.
In den sogenannten Ruhestands-Jahren führte sie – nach Anweisung des Konventsrates – dessen Vermögensverwaltung.
- Liutgera erfuhr durch ihre Einsatzbereitschaft und ihre Leistungen hohe Wertschätzung in unserem Konvent, in der Nachbarschaft oft durch Austausch gärtnerischer Erfahrungen. Ihre Prägung durch die landwirtschaftliche Orientierung ihrer Familie im schlesischen Kreis Münsterberg hielt sie bis in die letzten Lebensjahre mit Eifer und Anstrengung fest, mit Stolz kam dabei auch das sogen. „Vorwerk Rauch“ am Stadtrand von Habelschwerdt/ Grafschaft Glatz ins Gespräch.
- Liutgera gab unserem ursulinischen Profil in Konvent und Schule unübersehbare Merkmale, womit sie auch geistlich unser Apostolat stärkte.
Der allmächtige Gott möge sie nun in seinem Frieden ruhen lassen.