Die Zeit – sie ist uns allen geschenkt.
Die großen, immer wieder kehrenden Zeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter nehmen Einfluss auf unser Lebensgefühl.
Bestimmte Zeiten spielen eine ordnende Rolle in unserem Alltag, wie die Zeit zu essen, die Zeit zu trinken, die Zeit in der Schule, (zurzeit) die Zeit mit Mund- und Nasenmasken, die Arbeitszeit, die Ruhezeit und auch die Zeit zu feiern. Individueller sind Augenblicke wie die Zeit vorm Zubettgehen, Frühstück am Morgen, Zeit des Lernens, Kontakt mit Freunden, Unternehmungen, oder auch die Zeit, in der Zeit keine Rolle spielt, weil wir versunken sind in dem, was wir gerade tun, was uns gerade beschäftigt.
Zwischen all diesen Zeiten gibt es eine weitere Zeit, die Wartezeit. An der Ladenkasse ist sie lästig, als Warteschleife monoton, vor und nach der Schule kann sie gesellig und unterhaltend sein, im Stau eher nervig, beim Warten auf das Ende von Coranabedingten Einschränkungen fordernd.
Hier ein Beispiel:
Es ist Dezember – und es nieselt. Mit hochgeschlagenem Kragen und Regenschirm stehe ich an der Ampel und warte darauf, dass es endlich grün wird. Dabei ist es schon gut geregelt bei einigen Ampeln in der Stadt, denn die sind um ein weiteres Lichtsignal ergänzt worden. Sobald man die Fläche an einigen Ampeln berührt, leuchtet über dem Rot für „Warten“ eine Aufschrift, die tröstend formuliert „Grün kommt“. Erscheint dieses ‚Hoffnungslicht’, damit wir als Fußgänger das Drücken nicht vergessen oder damit man gleich weiß, ob ein anderer schon gedrückt hat oder gar damit wir nicht ungeduldig werden, wenn die Rotphase zu lange andauert?
Offenbar brauchen wir eiligen Menschen ein Zeichen, hier ein Licht, das uns geduldig macht; ein Signal, ‚dein Wunsch ist angekommen’, so dass ich weiß, dass ich nicht vergeblich warte. Das Gewünschte wird ja kommen.
Zurzeit zünden wir noch andere Ankündigungslichter an: Die Kerzen im Advent, die die Ankunft Jesu Christi ankündigen. Sie sagen: Weihnachten kommt, das Christuskind kommt in einer Krippe. Der Advent steht noch für eine andere Ankunft: Erhofftes kommt, Gutes, Heil für die unheile Welt, Friede von Gott her. Wir haben gestern die zweite Kerze an unseren Adventskränzen angezündet und dem leisen Glanz der Kerzenflamme zugesehen – ein Moment der Stille, der Ruhe und Entspanntheit.
Gönnen wir uns ab und zu Momente der Ruhe im Advent?
Schenken wir einander Zeit und nehmen wir einander wahr – trotz der eingeschränkten Sichtverhältnisse wegen der Masken?
Freuen wir uns über die Aufmerksamkeit von anderen, über gute Gespräche, nette und ehrliche Worte?
In diesen Wochen haben Wartezeit und Advent einiges gemein. Ein wenig Ruhe, Besinnung, den Geist der Weihnacht.
Lasst uns beten:
Herr, Jesus Christus, du gibst mir die Kraft warten zu können.
Schenke mir Mut, die Dinge geschehen zu lassen – zu ihrer Zeit – und vertrauensvoll loszulassen.
So werde ich deine Ankunft, Herr, in den Blick nehmen können und an Weihnachten dir den Weg
bereiten können.
Amen.