Möchtest du nicht auch gerne mal einem Engel begegnen? So wie Karls Großmutter! Die wurde einmal am Heiligen Abend von einem echten Engel besucht. Das war damals in der schlimmen Zeit nach dem Krieg. Die Großmutter er-zählt es der Familie immer wieder:
Als Kind hauste sie damals mit ihrer Mutter und ihrem Vater in einem Flüchtlingslager, wo all die Menschen aufgesammelt wurden, die aus ihrer Heimat hatten fliehen müssen. Sie wohnten in einer winzigen Barackenstube, durch die der Wind pfiff und der Regen tropfte. Und obwohl sie alle froh waren, endlich in Sicherheit zu sein, war Karls Großmutter doch unglücklich. Seit Monaten hatten sie nicht genug zu Essen. Oft weinte sie. Dann nahm ihre Mutter sie auf den Schoß und sang mit ihr, damit sie ihren Hunger ein wenig vergessen sollte.
Das taten sie auch am Heiligen Abend. Sie sangen „Ihr Kinderlein, kommet“ und „O du Fröhliche“ – lauter fröhliche Lieder. Aber Karls Großmutter selber war doch traurig. Da klopfte es auf einmal an der Stubentür, und eine fremde Dame trat herein. Die Großmutter hatte sie nie zuvor gesehen, aber die Dame begrüßte sie alle mit Namen und wünschte ihnen fröhliche Weihnachten. Dann ging sie an den Tisch und fing an, ihre Tasche auszupacken. Karls Großmutter kann sich noch heute an alles erinnern, was die Dame da auf dem Tisch aufbaute: eine Packung Butterkekse, ein Paket Zwieback, eine Tüte Haferflocken, ein Päckchen Rosinen, eine große Dose Milchpulver, ein Pfund Zucker, eine Tafel Schokolade, eine Dose Ananas und ein Paket Kerzen. Zuletzt legte die Dame noch einen Zweig mit einem Strohstern dazu, so dass alles ein bisschen nach Weihnachten aussah. Den Strohstern hat Großmutter heute noch. Die Dame verabschiedete sich, wünschte noch einmal allen ein frohes Weihnachtsfest und Gottes Segen und verschwand noch bevor die Eltern der Großmutter sich bedanken konnten. Noch am gleichen Abend veranstalteten sie mit all den Herrlichkeiten ein Festmahl. Und sie wurden endlich mal wieder richtig satt.
Ist euch auch schonmal ein Engel begegnet?
Wo gibt es heute Menschen wie Karls Großmutter und ihre Eltern, die einen Engel bräuchten?
Könnt ihr selbst vielleicht für andere Menschen zu Engeln werden?
Lasst uns beten:
Guter Gott,
du schickst den Menschen Engel,
damit sie sie begleiten, ihnen helfen und ihnen Mut und Hoffnung machen.
Erleuchte und leite uns,
damit auch wir für andere zu Engel werden.
Amen.