Pünktlich zum Beginn der UN-Artenschutz-Konferenz im kanadischen Montreal am 7. Dezember 2022 fand an der Marienschule Bielefeld die Abschlussveranstaltung zum Insekten-Wettbewerb „Hexapoda“ (Sechsfüßer) statt. Die Idee zu diesem Wettbewerb hatte Monika Waldhelm, Beiratsmitglied im NABU (Naturschutzbund) Bielefeld, bis 2021 Biologielehrerin an der Marienschule, inzwischen im Ruhestand und seit vielen Jahren selbst begeisterte Insekten-Fotografin. Ihr Schwerpunkt: Insekten „vor der Haustür“.
Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen waren dazu aufgerufen, von April bis September jeden Monat zehn verschiedene Insekten zu fotografieren. Ob mit Smartphone oder klassischem Fotoapparat – es ging nicht darum: „Wer hat das teuerste Handy und kann die besten Fotos machen?“. Das Ziel war, die Insekten in der Umgebung überhaupt wahrzunehmen, sie zu entdecken, zu beobachten und kennenzulernen. Viele Menschen denken beim Wort Insekten nämlich hauptsächlich an Fliegen, Mücken und Wespen – mit eher unangenehmen Gefühlen. Dabei sind die allermeisten Insekten weder für Menschen noch für Haustiere gefährlich und richten nicht mal in der Landwirtschaft nennenswerte Schäden an. Im Gegenteil: Sie bestäuben unsere Obstbäume, vernichten auf natürliche Weise potenzielle Schädlinge von Nutzpflanzen und helfen beim Abbau von Pflanzen- und Tierresten und geben so dem Boden seine Nährstoffe zurück. Dazu kommt, dass Insekten unfassbar schön sind, wenn man sie nur genau genug und vorurteilsfrei betrachtet.
Nach einer theoretischen und praktischen Einführung in der Schule bzw. im Schulgarten arbeiteten die Kleingruppen aus jeweils bis zu vier Schülerinnen/Schülern völlig selbstständig. Die Kinder lernten schnell, wo sie fündig werden konnten, und wo eher nicht. Und später auch, welche Arten wo zu finden wären. Da Insekten bekanntermaßen meist nicht lange stillsitzen, war es unerlässlich, deren Verhalten zu beobachten, um dann den richtigen Moment für das Foto abzupassen. Die Fotos wurden am Ende jedes Monats, möglichst mit Angaben zu den Fundumständen, über die schulinterne Plattform „Microsoft Teams“ hochgeladen. Die abgebildeten Tiere wurden von Frau Waldhelm bestimmt und mit Kommentaren versehen. So lernten die Kinder deren Namen, und was an der jeweiligen Insektenart besonders ist, worin ihre ökologische Bedeutung liegt.
Am Ende waren es Hunderte von Fotos, mit vielen, ganz unterschiedlichen Insektenarten, fast alle aus dem Raum Bielefeld. Eine Auswahl davon wurde bei der Abschlussveranstaltung präsentiert, im Großformat über die digitale Tafel. Auch der Schulleiter Günter Kunert sowie der Vorsitzende des NABU Bielefeld, Dr. Jürgen Albrecht, zeigte sich beeindruckt von der Ästhetik der Bilder, dem großen Engagement und der Leistung der jungen Insektenforscher:innen. Herr Albrecht betonte, wie wichtig Bestandsaufnahmen und fundierte Kenntnisse seien, um Arten effektiv schützen zu können. So sind es nicht nur die schönen Preise, gestiftet vom NABU Bielefeld, die zum Weitermachen motivieren, sondern vor allem das geweckte Interesse an den Insekten, deren Häufigkeit und Vielfalt in den vergangenen Jahren so drastisch zurückgegangen ist, für die es seit „Montreal“ aber wieder Hoffnung gibt. 2023 geht „Hexapoda“ in die zweite Runde.
Monika Waldhelm, im Dezember 2022