Schulpartnerschaft mit dem Stanislaw-Kostka-Lyzeum Lublin

Vorstellung der Partnerschaft mit dem Stanislaw-Kostka-Lyzeum

Dass die gewaltbelastete Geschichte unvermeidlich eine Schulpartnerschaft „im Osten“ mitbestimmt aber trotzdem einen lebendigen und herzlichen Austausch ermöglicht, zeigt die Partnerschaft mit dem bischöflichen Stanislaw-Kostka-Lyzeum in Lublin, die seit 2000 besteht und bei der abwechselnd eine deutsche Gruppe aus der Oberstufe nach Polen fährt und im nächsten Jahr eine polnische Gruppe nach Bielefeld kommt.

Unsere Partnerschule ist ein katholisches Lyzeum in Lublin, wobei diese Stadt in der Nähe zur KZ-Gedenkstätte Majdanek,  einem der großen Nazi-Vernichtungslager, liegt und diese Lage die Schulpartnerschaft mitbestimmt, da die Auseinandersetzung mit dieser Epoche der deutschen Geschichte ein konstitutives Element unseres Schulprogramms darstellt. Der bedrückenden Vergangenheit gegenüber steht die Gegenwart einer lebendigen Universitätsstadt, die u.a. die KUL, die Katholische Universität Lublin, beherbergt, die auch in kommunistischen Zeiten im gesamten Ostblock eine singuläre Institution war.

Deutsch-polnische Begegnung 2016

Der diesjährige Schüleraustausch zwischen dem Lubliner Stanislaw-Kostka-Lyzeum und der Marienschule Bielefeld beschäftigte sich mit dem Thema der gemeinsamen deutsch-polnischen Vergangenheit am Beispiel Warschaus. 16 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge Q1 und Q2 machten sich am 17.9.2016 zusammen mit dem Schulleiter Herrn Kunert und den Geschichtslehrern Frau Nicolmann und Herrn Ossiek auf den langen Weg nach Lublin, wo wir nach mehr als zwölf Stunden Fahrt herzlich von den polnischen Gastfamilien, sowie dem Ks.Direktor Strug und den polnischen Deutschlehrerinnen Dorota Koper und Marzena Orlowska in Empfang genommen wurden.

Am Sonntagmorgen stand zunächst die Besichtigung der historischen Schlosskapelle in Lublin auf dem Programm, durch die wir von einem ehemaligen Schüler des Stanislaw-Kostka-Lyzeums geführt wurden. Im Anschluss daran besuchten wir gemeinsam die heilige Messe in der Lubliner Altstadt. Den Nachmittag verbrachten wir bei unseren Gastfamilien bzw. mit unseren Gastschülerinnen und Gastschülern und lernten die polnische Gastfreundschaft schätzen.

Am Montag (19.9.2016) hatten wir die besondere Ehre mit unserer Partnerschule gemeinsam ihr Schulfest, das Fest des heiligen Stanislaus Kostkas, zu begehen. Dazu gehörte eine feierliche Prozession der ganzen Schule durch die Stadt zum Dom, wo feierlich gemeinsam die heilige Messe gefeiert wurde. Mit unseren Gastschülern haben wir nachmittags einen Ausflug nach Zamosc unternommen, wo uns besonders die zum UNESCO-Welterbe gehörende Altstadt mit ihren farbenprächtigen Bürgerhäusern imponierte. Einen schönen Ausklang fand der Tag bei der zum Schulfest veranstalteten Schuldisko.

Dienstag und Mittwoch (20.9.-21.9.2016) verbrachten wir gemeinsam mit den polnischenSchülerinnen und Schülern im Stanislaw-Kostka-Lyzeum. Wir lernten dort das Schulleben am Stanislaw-Kostka-Lyzeum kennen, indem wir auch im Unterricht unserer Gastschüler hospitierten. Im Vordergrund stand jedoch die weitere Arbeit an unseren Projekten zu Warschau sowie die Präsentationen dieser. Wir erfuhren einiges über die Geschichte Warschaus, z.B. aus der Wasa-Zeit und der Zeit der Sachsenkönige und beschäftigten uns auch mit den traurigen und grausamen historischen Aspekten der NS-Zeit, wie der Niederschlagung des Warschauer Aufstands und dem Warschauer Ghetto. In diesem Zusammenhang besuchten wir auch die Gedenkstätte des KZ Majdaneks. Hier mussten von Oktober 1941 bis zur Auflösung 1944 vor allem Juden und polnische Gefangene unter unmenschlichen Bedingungen in überfüllten Baracken hausen. Die meisten KZ-Häftlinge starben aufgrund der furchtbaren Lebens-und Arbeitsbedingungen, es gab dort aber auch Massenerschießungen wie zur „Aktion Erntefest“ 1943 und Gaskammern.

Vom 22.09.-24.09.2016 wollten wir nun unser bisher erworbenes Wissen über Warschau vor Ort vertiefen, sodass wir gemeinsam mit unseren polnischen Gastschülern nach Warschau fuhren. Dort besichtigten wir u.a. das Königsschloss und lernten bei einem Stadtrundgang und einer Stadtrundfahrt vor allem die Altstadt Warschaus kennen, die nach einer völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg dem Original gleichend wiederaufgebaut wurde und nun als UNESCO-Welterbe gilt.

Es war schon schockierend zu sehen, wie die Nationalsozialisten mit Warschau und seiner Bevölkerung umgegangen sind. Dies wurde uns auch besonders nachdrücklich durch den Besuch des Museums des Warschauer Aufstandes deutlich.

Trotz der intensiven kritischen Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte lässt sich zusammenfassend sagen, dass auch genügend Zeit für Freizeit, gemeinsame Unternehmungen und gute Gespräche und Begegnungen blieb. Wir waren beeindruckt von der polnischen Gastfreundschaft und haben viele Freundschaften geschlossen. Positiv überraschend war auch, dass wir viele aktuelle Themen offen und teilweise auch kontrovers mit unseren polnischen Gastfamilien diskutieren konnten. Wir haben dort viele schöne und interessante Erfahrungen gesammelt und denken gerne an die gemeinsame Zeit zurück.

(Schülerbericht)

Ausblick

Auch im Jahre 2017 wird eine Begegnung zwischen Schülerinnen und Schülern der Marienschule und polnischen Schülerinnen und Schülern unserer Partnerschule stattfinden. Thematisch wird dabei dieses Mal die Thematik „der Wende“ im internationalen Kontext des Kalten Krieges (sowohl hinsichtlich Deutschlands als auch Polens) im Zentrum der Begegnung stehen.

Die polnischen Schülerinnen und Schüler werden vom 23.9.2017-30.09.2017 nach Deutschland kommen. Die Begegnung wird sich einerseits durch gemeinsame Projektarbeit zu dem oben genannten Thema auszeichnen und andererseits auch eine gemeinsame Exkursion der deutschen und polnischen Schüler in die ehemalige Bundeshauptstadt nach Bonn vom 27.9.-29.9.2017 (Kosten beinhalten, sodass die gemeinsam erarbeitete Thematik auch direkt „vor Ort“ betrachtet und untersucht werden kann.

Chronologie

Bei der Partnerschaft mit dem erzbischöflichem Stanislaw-Kostka-Lyzeum sind die Projekte nicht auf Fächer, sondern auf bestimmte Themen bezogen, die seit 2001 umgesetzt worden sind:

2001/2002 „Demokratie und Verfassungsentwicklung in Polen und Deutschland“

2003/2004 „Zeitgenössische polnische und deutsche Literatur“

2005 „Altern und Älterwerden -Vergleich Deutschland / Polen“

2006 „Baustile des Jugendstils und der Moderne“

2007 „Die Stadt als Residenz-, Dom-, Industrie-, Kultur- und Univ.-Stadt“

2008 „Katholizismus/Orthodoxie und  jüdisches Leben im Lubliner Raum“

2009 „Geschichte und Gegenwart der Kirchen der Reformation“

2010 „Galizien- eine verschwundenes Land?“

2011 „Preußen – ein aufgelöster Staat“

2012 „Die Hanse -Entstehung, Entwicklung, Bedeutung“

2013 „Europa zwischen Euphorie und Skepsis“

2014 „Handel und Kultur in Lublin und Krakau – gesamteuropäische Wurzeln“

2015 Gemeinsame wirtschaftliche und kulturelle Wurzeln: Hanse und Backsteingotik“

2016 „Die gemeinsame deutsch-polnische Vergangenheit am Beispiel Warschaus