Nach 2015 konnte die Schulleitung Pfarrer Matthias Storck erneut dafür gewinnen, mit Schülern der Oberstufe beim Themenabend „30 Jahre Wende“ über das Leben in der DDR und seine eigene Biographie zu sprechen. Als Student wurde Storck zusammen mit seiner Frau in Greifswald wegen ihres Engagements gegen den Wehrkunde-Unterricht in der DDR unter dem Vorwurf des geplanten „ungesetzlichen Grenzübertritts“ im Oktober 1978 verhaftet. Nach 14 Monaten in Haft im Zuchthaus Cottbus wurde er von der Bundesregierung im Dezember 1979 aus der Haft freigekauft und in die BRD entlassen. Dort konnte er sein Theologiestudium beenden und war seitdem als Pfarrer tätig, u.a. von 2006 bis Juli 2019 in Herford.

Storck berichtete von seiner Schulzeit, dem Wehrkunde-Unterricht und den Feindbildern (Stichwort „böser Westen“), die den Schülern eingeimpft wurden. Eindringlich schilderte er seine Außenseiterposition, die er als Pfarrerskind in einem atheistisch orientierten Staat innehatte und die ihm drohte den Weg zum Abitur zu versperren.

Besonders aufmerksam hörten die Anwesenden zu, als Storck von seinen bedrückenden Haftbedingungen berichtete: Nachdem er lange Zeit in Einzelhaft verbracht hatte, bekam er einen Zellengenossen, mit dem er sich schnell anfreundete, von dem er aber später erfuhr, dass er ihn ausspionieren sollte. Ohne Verbitterung oder Wut erzählte er von diesem jungen Mann und zog für sich das Fazit, dass es im Rückblick eine große Gnade sei, in einer Diktatur gelebt zu haben, ohne selbst zum Verräter geworden zu sein. Zeitgleich betonte er vor den Schülern, dass es eine große Gnade sei, in einem Rechtsstaat zu leben zu können, und appellierte an sie: „Man muss sich immer einmischen, sonst übernehmen das andere für euch!“

Wir danken Herrn Storck für seinen bewegenden Vortrag und den Schülern aus dem Geschichts-GK Q2, die vorab Fragen vorbereitet haben, denen sich Herr Storck offen stellte.

Von Published On: 20. Dezember 2019Kategorien: ErinnerungskulturSchlagwörter: ,